Worauf
Wildbienen
abfliegen

Eine Daten-Story von Isabel Plana

In der Schweiz sind rund 630 einheimische Wildbienenarten bekannt – rund 10 Prozent davon sind bereits ausgestorben.

Die Hälfte der verbleibenden Arten ist noch relativ häufig anzutreffen. Die andere Hälfte ist hingegen gefährdet oder vom Aussterben bedroht.

Mit den richtigen Pflanzen können wir den Wildbienen helfen.

Spezialisten und Generalisten

Wildbienen – dazu zählen mit Ausnahme der Honigbiene alle Bienen- und Hummelarten – gehören zu den wichtigsten Bestäubern. Sie tragen entscheidend zur Pflanzenvielfalt bei und übernehmen damit eine wichtige Funktion in unseren Ökosystemen. Viele von ihnen sind Generalisten (polylektisch) und besuchen ein mehr oder weniger breites Spektrum verschiedener Blütenpflanzen, zum Beispiel die Wiesenhummel oder die Schimmernde Mauerbiene. Fast ein Drittel der heimischen Wildbienenarte, darunter etwa die Graue Schuppensandbiene, sind jedoch Spezialisten (oligolektisch), also auf einige wenige Pflanzengattungen beschränkt – genauso sind ihre Nahrungspflanzen auch auf sie angewiesen.

Graue Schuppensandbiene

7 von 200 Wildpflanzen

Schimmernde Mauerbiene

24 von 200 Wildpflanzen

Wiesenhummel

151 von 200 Wildpflanzen

oligolektisch

27%

polylektisch mit Vorlieben

33%

breit polylektisch

40%

Landflucht

Ob oligolektisch oder polylektisch – wenn die Pflanzenvielfalt abnimmt, wird das Nahrungsangebot für Wildbienen kleiner. Besonders kritisch ist das für jene Arten, die auf wenige Pflanzengattungen spezialisiert sind – sie haben nur begrenzte Ausweichmöglichkeiten, wenn ihre bevorzugten Nahrungspflanzen verschwinden. Das Gefährdungsrisiko einer Wildbienenart hängt aber nicht alleine von der Breite ihres Nahrungsspektrums ab. Entscheidend ist auch, welche Ansprüchen sie an ihren Lebensraum stellt und welche Strukturen sie zum Nisten oder Überwintern benötigt.

Durch die intensive Landwirtschaft mit ihren Monokulturen und Pestiziden ist die Vielfalt an Pflanzen und Strukturen stark zurückgegangen. So hat es im ländlichen Raum heute paradoxerweise oft weniger Wildbienen als in urbanen Gebieten. Städte sind zu einem wichtigen Rückzugsort für Wildbienen geworden, selbst für seltene Arten – hier finden sie zahlreiche Kleinstrukturen und oft ein vielfältigeres, kontinuierlicheres Blütenangebot als auf dem Land.

Wildbienenfutter

Dort, wo noch viele verschiedene und auch gefährdete Wildbienen vorkommen, sind Schutz- und Fördermassnahmen besonders wichtig. Jeder kann einen Beitrag dazu leisten: mit den passenden Blütenpflanzen im Balkonkasten oder im Gartenbeet. Um die «richtigen» Pflanzen auswählen zu können, muss man aber erst wissen, welche Bienenarten am eigenen Wohnort überhaupt vorkommen und unterstützt werden können. Daten dazu liefert die Web-App bee-finder.ch. Anhand der eingegebenen Adresse wird eine Liste generiert mit den an diesem Standort vorkommenden Wildbienenarten und ihren bevorzugten Nahrungspflanzen.

So viele Pflanzen haben auf meinem Balkon gar keinen Platz, denkt man sich jetzt vielleicht. Gut, dass manche Pflanzen gleich Futter für mehrere verschiedene Wildbienenarten bieten. Für den Standort Alt-Wiedikon, Zürich, kann man bereits mit vier Pflanzen – der Färberkamille, dem Frühlings-Fingerkraut, der Rauke und der Saat-Esparsette – alle 15 hier vorkommenden, prioritären Wildbienenarten unterstützen.